Raum- und Bauakustik überzeugen in Aula und Andachtsraum
Im August 2017 feiert das Paulinum in Leipzig einen erfolgreichen Bauabschluss
Nach zwölf Jahren Bauzeit, acht Jahre später als geplant, wurde der Bauabschluss des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli am Augustusplatz in Leipzig gefeiert. Der Neubau gilt als eine der größten und bedeutendsten Baumaßnahmen des Freistaates Sachsen. Zur Feier am 23. August 2017 waren rund 300 Gäste geladen, darunter Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Einen Tag später nutzten mehr als 8000 Leipziger Bürger und Besucher der Stadt die Gelegenheit, sich ein Bild von dem Gebäude zu machen, das genau dort steht, wo Ende Mai 1968 die damals 700 Jahre alte Universitätskirche auf Anweisung der damaligen SED-Führung gesprengt wurde. Die Planung für das neue Paulinum stammt vom niederländischen Architekten Erick van Egeraat. Die Baukosten für den Neubau werden auf rund 117 Mio. € beziffert, die offizielle Einweihung soll in einem dreitägigen Festakt Anfang Dezember 2017 anlässlich des 608. Jubiläums der Universität Leipzig erfolgen.

Variable Räume, flexible Beschallung
Beim 4. Bauabschnitt des Universitätscampus, dessen Herzstück das Paulinum ist, zeichnete Müller-BBM verantwortlich für die Raum- und Bauakustik sowie die Konzeption der Beschallungsanlagen. Seine Lage im zentralen innerstädtischen Raum, die außergewöhnliche Architektur des Lehr- und Institutsgebäudes in Verbindung mit der Kombination einzigartiger Materialien und dem breiten Spektrum sehr unterschiedlicher Nutzungen summierten sich zu einer besonderen Herausforderung für die akustische Planung.
Die beiden Teilräume, die Aula und der Andachtsraum, sind durch eine raumhohe, im Mittelschiff öffenbare, rahmenlose Acrylglaswand geteilt, die eine variable, vielseitige Nutzung beider Räume sowohl einzeln als auch zusammen ermöglicht: von der Andacht über Festveranstaltungen, Vorlesungen bis hin zu Konzerten für Orchester und die beiden Orgeln. Der rund 14 000 m³ große Gesamtraum ist geprägt durch seine dreischiffige Form mit Rippengewölbe und Säulen, die an sein gotisches Vorbild erinnern. In der Aula enden die Säulen vier Meter über dem Boden, die Saalfläche kann völlig frei genutzt werden.

Variable Schallabsorptionsflächen
Das Ergebnis überzeugt durchgängig: sowohl in Hinblick auf die Ästhetik als auch in akustischer Hinsicht. Dank der stufenlos möglichen Aktivierung der variablen Schallabsorptionsflächen an den Wänden und möglichen Kopplung von Aula und Andachtsraum passt sich die Akustik flexibel an die jeweilige Nutzung an. Je nach Anforderung wird der Raum zum Konzertsaal, zum Kammermusikraum oder zum Vortragssaal mit ausgezeichneter Sprachverständlichkeit.

Brillanter Klang
Die große Jehmlich-Orgel an der Rückempore der Aula und die kleinere Metzler-Schwalbennestorgel im Andachtsraum klingen kraftvoll und brillant, sie harmonieren perfekt mit dem Gesamtraum. Geräusche, welche die unmittelbar benachbarten Institutsbereiche, die RLT-Anlagen und der Verkehr am Augustusplatz erzeugen, sind hervorragend schallgedämmt und im Innenraum in keiner Weise störend wahrnehmbar.