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Mit kräftiger und warmer Akustik überzeugt die umgebaute Tonhalle Maag als hochwertige Ausweichspielstätte

Während die historische Tonhalle in Zürich umgebaut und saniert wird, bespielt das Tonhalle-Orchester eine ehemalige Maschinenfabrik

Mit Saisonbeginn am 27. September 2017 wechselt das Zürcher Tonhalle-Orchester (gegründet 1868) für drei Jahre in die Tonhalle Maag auf dem Gelände der Maschinenfabrik Maag in Zürich West. Dort haben die ortsansässigen Spillmann Echsle Architekten zusammen mit den Akustikern von Müller-BBM einen Konzertsaal in die bisherige Eventhalle integriert. Dieser Saal soll für die gesamte Umbauzeit der weltweit für ihre gute Akustik geschätzten Tonhalle als hochwertige Ausweichspielstätte dienen. Der gesamte Um- und Einbau erfolgte in nur zehn Monaten. Dabei wurde das Budget von insgesamt zehn Millionen Franken eingehalten, sechs Millionen Franken davon flossen in den Konzertsaal.

© MBBM – Ausweichspielstätte Tonhalle Maag Zürich – Blick von der Seitengalerie in den Saal

 

Der Konzertsaal als klassischer Rechtecksaal

Die Ausweichspielstätte ist ein klassischer Rechtecksaal, der in die bestehende Halle eingepasst wurde. Die Akustikexperten Karlheinz Müller und Michael Wahl von Müller-BBM bezeichnen die bestehende Raumsituation als "knapp geschnitten" für den großen Orchesterklang. Dabei ist die Ausweichspielstätte der Tonhalle sehr ähnlich.

Hinsichtlich der akustischen Maßnahmen – aber auch bezüglich der Raumplanung – ergaben sich daraus besondere Herausforderungen: Beispielsweise wurden viele rechte Winkel im Saal aufgelöst und in gut klingende Akustikelemente verwandelt, als Material für die Wand- und Deckengestaltung wurde Fichtenholz verwendet und am Boden sind Eichenholzplatten verlegt. Die Deckenelemente sind filigran, diffus gegliedert und frei justierbar, „damit sich der Klang wohlfühlt“ – so die Akustiker.

© Müller-BBM – Ausweichspielstätte Tonhalle Maag Zürich – Seiten- und Rückwandgliederung sowie Deckenreflektoren.

 

Hochwertiges Provisorium, flexible Paneele und Millionen Löcher

Insgesamt 70 von der Decke abgehängte Holzpaneele verteilen den Schall im Saal. Allein 24 davon hängen über dem Podium. Sie sind im Podiumsbereich leicht konvex geformt und lassen sich flexibel einstellen. Nach den ersten Orchesterproben konnte die Ausrichtung der Paneele noch einmal verändert werden, um Nachhall und Streuung der Klänge weiter zu optimieren. Zusätzlich ist das elektronische Raumakustik-System Vivace der Firma MBBM Acoustic Solutions GmbH installiert. Damit ist der Klang für unterschiedliche Veranstaltungsvarianten feinjustierbar.

Der Konzertsaal bietet Raum für 1224 mobile, mit Samt bezogene Sitze; 784 im Parkett und 440 auf der Galerie. Um die Lautstärke der Lüftung zu minimieren, sind über zwei Millionen Löcher im Boden konisch zulaufend ausgeführt. Eine hochschalldämmende Trennwand schützt die „Tonhalle Maag“ akustisch vom angrenzenden Eventbereich.

© MBBM – Ausweichspielstätte Tonhalle Maag Zürich – Bestuhlung im Parkett

 

Finale Feinjustierung, feiner Klang

Wie immer gibt es im Vorfeld der Eröffnung unzählige Akustiktests und Simulationen, im unbesetzten und im besetzten Saal. Auf dem Podium wechselt die Sitzanordnung für die Bestuhlung, um unterschiedliche Orchesteraufstellungen zu erfassen. Ein Dodekaeder-Lautsprecher liefert Sinustöne im Frequenzbereich zwischen 50 und 12 000 Hz über ein Intervall von acht Oktaven. Sechs Mikrofone im Saal übermitteln ihre Ergebnisse an einen Computer.

Erklärtes Ziel aller Beteiligten war und ist es, dass sich die akustischen Bedingungen in der Ausweichspielstätte nicht zu stark von denen der altehrwürdigen Tonhalle unterscheiden. Erstmals erlebbar ist dies am 27. September 2017, wenn das Tonhalle-Orchester ein großes Saison-Eröffnungskonzert gibt: zusammen mit dem Bratschenkonzert des Australiers Brett Dean und Beethovens Neunte mit der Ode an die Freude.

Das große Eröffnungsfest der Ausweichspielstätte findet am 30. September 2017 statt.

© MBBM – Ausweichspielstätte Tonhalle Maag Zürich - Probekonzert mit Publikum am 05.09.2017

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