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Historisches Juwel in neuem Glanz: Das restaurierte Teatro Donizetti in Bergamo besticht durch exzellente Akustik

D’incanto (dt. „Verzauberung“) – so lautet der Name der feierlichen Wiedereröffnung am 28. Mai 2021

Seit Ende Mai finden wieder kulturelle Veranstaltungen im berühmten Teatro Donizetti in Bergamo statt und die Kulturverantwortlichen der Stadt haben einen ganzen Monat an Feierlichkeiten mit Opern, Konzerten und Führungen vorgesehen, um die gelungene Restaurierung des Hauses gebührend zu würdigen.

© Gianfranco Rota | Theatersaal Donizetti in Bergamo.


Das ursprünglich um 1800 erbaute Haus wurde bereits zum 100. Geburtstag des aus Bergamo stammenden Komponisten Gaetano Donizetti (1797 – 1848) umgebaut und gleichzeitig von Teatro Riccardo in Teatro Donizetti umbenannt. Die jüngsten Sanierungsmaßnahmen begannen am 5. Februar 2018. Über drei Jahre lang war das historische Gebäude für die umfangreichen Baumaßnahmen geschlossen. MÜLLER‑BBM war während der gesamten Planungs- und Restaurierungsphase für die anspruchsvolle Akustik im Haus verantwortlich. Nach Abschluss der Restaurierung erfreuen sich nun Musiker und Publikum wieder an dem besonderen Charme dieses historischen Theaters und lassen sich von seiner einzigartigen Akustik "verzaubern".

© Gianfranco Rota | Außenansicht mit teils erneuerter Fassadenverkleidung.


Umfangreiches Sanierungskonzept

Nach Abschluss der Planungen im Jahr 2017 stellte die Sanierung und Erweiterung des Theaters ein komplexes Unterfangen dar: die historischen Teile des Gebäudes, allen voran der Theatersaal, die Foyers sowie der Eingangsbereich, wurden unter strenger Berücksichtigung von Denkmalschutz-Auflagen restauriert. Die ursprünglichen Wand -und Deckenmalereien wurden sorgfältig freigelegt und von Restauratoren originalgetreu wiederhergestellt. Weiterhin galt es, heutige Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz zu erfüllen und eine moderne Haustechnik zu integrieren.

Das erweiterte Raumprogramm umfasste Proben- und Verwaltungsräume sowie Künstlergarderoben und Sanitärbereiche. Hierzu wurde das Bestandsgebäude in weiten Teilen entkernt und baulich deutlich erweitert. Bei all diesen Vorhaben waren die vorhandenen guten akustischen Verhältnisse, insbesondere im Theatersaal, im Orchestergraben und auf der Bühne, möglichst noch zu verbessern – die Akustik im Teatro Donizetti war seit jeher sehr gut, da bereits vor der Restaurierung auf allzu plüschige Verkleidungen verzichtet worden war.

Insgesamt sollte das Teatro Donizetti die Standards eines modernen Theaterbetriebs erfüllen, sich mit seinem neuen äußeren Erscheinungsbild architektonisch gut in seine Umgebung einfügen und städtebaulich neue Impulse setzen.

© Gianfranco Rota | Einbau von Orchestergrabenpodium und Holzbodenkonstruktion.


Der bewegliche Orchestergraben

Ein mechanisch bewegliches Orchesterpodium erweitert die Nutzungsmöglichkeiten enorm. Neben der klassischen Grabennutzung kann das Podium mit zusätzlichen Zuschauerreihen bestuhlt oder als Vorbühne genutzt werden. Durch eine Veränderung des „einschneidenden“ Souffleurbereichs, der den überdeckten Graben in zwei Hälften trennte, konnte die Grabenfläche spürbar erweitert werden.

Der hufeisenförmige Theatersaal

Der hufeisenförmige Theatersaal fasst insgesamt etwa 1220 Zuschauer. 500 Plätze befinden sich im Parkett, über 400 auf den drei Rängen und knapp 300 in den beiden Galerien; sie alle entsprechen nun modernsten Anforderungen an Sicherheit und Komfort.

Der Saal bildete auch den Kern der Sanierungsarbeiten: Sein Fußboden wurde zunächst entfernt, um darunter ein komplett neues Untergeschoss zu schaffen, in welchem Technik- und Sanitärräume sowie Lager für Musikinstrumente eingerichtet wurden.

Der Saal-Fußboden ist zudem für die Akustik und die Integration der Lüftungstechnik essentiell. Da die bisher vorhandene Lüftung nicht mehr ausreichend war, wurde über den neu geschaffenen Räumen im Untergeschoss ein Zuluftplenum integriert, welches durch eine vollständig aufgeständerte Holzfußbodenkonstruktion geschlossen wird. Die Luft strömt nun in kleinen Portionen lautlos unter jedem Zuschauerstuhl ein. Auf die früher verlegten Teppichläufer im Parkett wird heute aus akustischen Gründen verzichtet.

© Gianfranco Rota | Hufeisenförmiger Theatersaal mit den verschiedenen Rängen.


Die klassischen Logen

Neben der neuen Holzfußbodenkonstruktion im Parkett fand sich auch Potential für akustische Maßnahmen in den Logen: Die Teppiche wurden durch einen Holzboden ersetzt und es gibt keine aufgespannten Wanddekorationen mehr, denn diese führten zu unerwünschter Schallabsorption.

© Gianfranco Rota | Blick aus der Loge in den Theatersaal.


Eine weitere Verbesserung ist sogar dem knappen Budget zu verdanken: Die Stoff-Schabracken an den Logen erfüllten die ästhetischen und brandschutztechnischen Anforderungen nicht mehr. Im Zuge der Restaurierung wurden sie nicht wieder eingebaut – akustisch durchaus ein Gewinn aufgrund der nun geringeren Schallabsorption sowie der größeren Öffnung für die Schallübertragung in die Logen.

© Gianfranco Rota | Galerie Plätze, die so genannte "Loggione" im Theatersaal Donizetti.

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